Freiarbeit in der Grundschule

Die freie Wahl der Arbeit, des Themas, des Partners, des Zeitpunktes sowie der Dauer sind die Eckpfeiler unseres Unterrichts. Sie bilden die Voraussetzungen für Konzentration und eigenmotiviertes Handeln. Eine Vertiefung in das Material oder das Thema und die Beendigung einer Arbeit führen bei Kindern und Jugendlichen zu intensiven Lernerlebnissen.

Die Grundregeln unserer Freiarbeit sind:

Alles, was ich mir nehme, stelle ich wieder an seinen Platz zurück.

Was ich beginne, führe ich zu Ende.

Niemand wird in seiner Arbeit gestört.

Die Freiarbeit bedarf einer sorgfältig vorbereiteten Umgebung und vielfältigen Materials. In einem Klassenraum stehen den Schülerinnen und Schülern Materialien in den Fächern Mathematik, Deutsch und Welterkundung zur Verfügung. Alle Materialien sind speziell abgestimmt, haben einen festen Platz im Regal, einen hohen Aufforderungscharakter und eine Lernzielkontrolle.

Die Schülerinnen und Schüler wählen im Rahmen der Freiarbeit innerhalb der vorbereiteten Umgebung das Material aus, das ihr Intesse geweckt hat. Jedoch bedarf das Kind der Hilfe von Pädagog*innen, deren Aufgabe es ist, für eine angemessene Arbeitsatmosphäre zu sorgen und neue Materialien vorzustellen. Für manches Kind ist es schwierig, seine Arbeit auszuwählen. Nur allmählich wird es zur inneren Ruhe und Ordnung finden, die für eine freie und erfolgreiche Entscheidung notwendig sind. Hierzu braucht es Hilfe in Form von konkreten Angeboten und gemeinsam erstellten Übungsplänen, die dem Kind Orientierung bieten. Diese Art und Weise zu arbeiten, führt das Kind zu echter Hingabe und damit in den so bedeutsamen Zustand tiefer Konzentration. Sie ist das Fundament allen erfolgreichen Lernens. Durch sie kann das Kind das Wesentliche und die Strukturen der Dinge besser erkennen.

„Unsere Kinder arbeiten freiwillig, voll Freude und tiefem Interesse.“

(Maria Montessori)

Ist ein Kind aufmerksam und innerlich wach für das, was es gerade tut, ist es weitgehend unempfindlich für Außenreize. In der Phase der Konzentration sollte es nicht gestört werden, nicht einmal durch Lob oder einen freundlichen Zuspruch. Nach einer solchen Phase der inneren Sammlung können Kinder offener und freier auf andere Menschen zugehen, sie sind mitteilsamer und rücksichtsvoller.

„Je mehr sich die Konzentrationsfähigkeit entwickelt, desto öfter erfolgt diese ruhige Versenkung, umso klarer zeigt sich ein neues Phänomen, die Disziplin des Kindes.“

(maria Montessori)

Die Lehrerrolle verändert sich. Lehrerinnen und Lehrer beobachten, beraten, moderieren und setzen Impulse. Schülerinnen und Schüler, die mit dieser Freiheit noch nicht umgehen können, werden von den Pädagogen darin unterstützt, diese wertvolle Fähigkeit zu erwerben und damit den Selbstaufbau zu ermöglichen.

Die Freiheit unserer Kinder hat als Grenze die Gemeinschaft, denn Freiheit bedeutet nicht, dass man tut, was man will, sondern Meister seiner selbst zu sein.

(maria montessori)

Was Kinder hierfür brauchen, sind klare, einsehbare Regeln, welche mit liebevoller Konsequenz angewandt werden und Pädagog*innen, die eingreifen, um vor Störungen zu schützen. Das eigene Tun und Handeln findet dort seine Grenze, wo die Bedürfnisse anderer verletzt werden. Freie Wahl bedeutet nicht planloser und grenzenloser Umgang mit den Gegenständen der Umgebung, sondern fordert vom Kind ein hohes Maß an Entscheidungsfähigkeit und ein bewusstes Vorgehen.