Auszüge aus unserem Schulprogramm

Unsere Umsetzung der Montessori-Pädagogik

Im Zentrum der Montessoripädagogik stehen die Kinder und Jugendlichen als individuelle Persönlichkeiten in ihren seelischen, geistigen und körperlichen Beziehungen zur Welt. Unsere vordringlichsten Aufgaben sehen wir in der Entfaltung der Selbsterziehungskräfte und der Förderung von Eigenständigkeit und Bereitschaft, für sich selbst und die Umwelt Verantwortung zu übernehmen.

Die Unterrichtsgestaltung baut auf der genauen Beobachtung der Kinder und Jugendlichen und der planvollen Gestaltung der Lernumgebung auf. In der Arbeit der Schülerinnen und Schüler offenbart sich ihr individueller Entwicklungsplan mit den von innen kommenden Impulsen. Diese werden von den Pädagogen erkannt und aufgegriffen, um das Interesse und die Eigenmotivation zu fördern und eine intensive Auseinandersetzung mit den Inhalten zu erreichen.

Individualisierung und Differenzierung

In den altersgemischten Lerngruppen 1/2/3, 4/5/6, 7/8 und 9/10 entsteht Raum für ein Lernen miteinander und voneinander. In jeder Lerngruppe ist die Schülerschaft unterschiedlich in Bezug auf Interessen, Herkunft sowie intellektuelle, sprachliche, künstlerische und körperliche Voraussetzungen. Die Montessoripädagogik berücksichtigt diese Unterschiede durch eine Differenzierung über das Unterrichtsmaterial, die Öffnung der Unterrichtssituationen, themenorientiertes fächerverbindendes Arbeiten und Projektlernen. Im Unterricht arbeiten die Schülerinnen und Schüler teilweise themengleich, teilweise zu unterschiedlichen Fächern nebeneinander. Die Lehrkraft beobachtet den Prozess, gibt gezielt Impulse, initiiert Lernprozesse und reflektiert sie gemeinsam mit den Lernenden. Da verschiedene Aspekte des Unterrichtsinhaltes bearbeitet und individuelle Lernwege gewählt werden, entsteht ein facettenreiches Bild der Welt. Die Schülerinnen und Schüler unterstützen sich zudem gegenseitig beim Lernen, fragen bei anderen nach oder geben ihr Wissen und ihre Fähigkeiten weiter. Vielfalt verstehen wir in diesem Sinne als Bereicherung.

Inklusion

Wir nehmen als Schule am Landeskonzept “Schulen für gemeinsames Lernen” teil. Die Kinder und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf lernen gemeinsam mit allen anderen Schülerinnen und Schülern in den Klassen. Wir verstehen uns als Schule für alle, denn der Inklusionsgedanke ist in der Montessoripädagogik selbstverständlich. Die Schule ist ein Ort zum gemeinsamen Lernen und Leben.

Kinder und Jugendliche mit besonderen Begabungen sind ebenso selbstverständlicher Teil der Gemeinschaft wie solche mit besonderen Beeinträchtigungen. Alle arbeiten in Projekten und Epochen ihrem jeweiligen Kompetenzstand entsprechend an den gleichen Themen. Es können und müssen nicht alle das Gleiche leisten. In einer Kultur der Anerkennung von Unterschieden ist ein sinnvolles und friedvolles Miteinander möglich. Die Schülerinnen und Schüler haben die Möglichkeit, sich durch eine Vielzahl von Beziehungen in Toleranz und Akzeptanz verschiedener Lern- und Lebenswege zu üben.

Alle Mitglieder einer Lerngruppe übernehmen Verantwortung füreinander. Kinder und Jugendliche helfen sich, wo körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen es erfordern. Die Lehrkraft leitet diesen Prozess an, beobachtet ihn genau, sorgt dafür, dass die notwendige Unterstützung gegeben wird, und hilft und fördert gegebenenfalls selbst. Ziel ist dabei stets, die Selbstständigkeit aller Schülerinnen und Schüler zu erhöhen und durch die gemeinsame Verantwortungsübernahme eine gleichberechtigte Teilhabe aller an der Gesellschaft zu ermöglichen.

Ganztag

Unsere Schule ist für die Grundschule und Sekundarstufe I eine Ganztagsschule, weil dadurch genug Zeit zur Verfügung steht, um in großen Zusammenhängen zu lernen. In 90-Minuten-Blöcken, an wöchentlichen Projekttagen und in Projektwochen werden Unterrichtsthemen ausführlich bearbeitet, damit eigene Fragen und Interessen der Schülerinnen und Schüler entstehen können. Diesen gehen sie in Begleitung durch die Lehrkräfte dann exemplarisch nach. Sie können dabei das eigene Lerntempo wählen und sich vertiefen. In diesem Rahmen ist Zeit für Rituale, intensive Begegnungen zwischen Lehrkräften und Lernenden, soziales Lernen, Vorstellungen der Ergebnisse über Lerngruppen hinweg und für andere Formen des Austauschs. Alle Themen, die die Kinder und Jugendlichen bewegen, können besprochen werden.

Für einen ganzheitlichen Bildungsanspruch sind viele einzelne Aspekte der akademischen, personalen, methodischen und sozial-kommunikativen Entwicklung und Erziehung zu berücksichtigen und es sind geeignete Lern- und Zeiträume dafür notwendig. Angebote in den Pausenzeiten und nach Unterrichtsschluss ergänzen unser Bildungsangebot.

Man muss die Umgebung des Kindes so anpassen, dass es darin alle Elemente findet, die für die Abschnitte seiner Entwicklung notwendig sind, verweilen und die erforderliche Hilfe finden kann. (Maria Montessori)

In diesem Sinne verstehen wir die Schule als Lern- und Lebensort. Bei der Gestaltung achten wir darauf, dass wir die Bedürfnisse der Schüler*innen berücksichtigen. Die Schule als ein sich wandelnder sozialer Ort bietet viele Gelegenheiten für Mitbestimmung und Teilhabe. Dadurch kann man zu ihr eine starke Verbindung aufbauen und die demokratische Teilhabe einüben.

Bewertung und Abschlüsse

Die Rahmenlehrpläne der allgemeinbildenden Schulen sind für unsere Arbeit verbindlich und mit ihren Niveaustufen bilden sie die heterogene Zusammensetzung der Lerngruppen bereits ab. Sie schaffen einen Orientierungsrahmen, innerhalb dessen die Jugendliche ihre individuellen Begabungen ausbilden können.

Die Dokumentation und Rückmeldung der Leistungen an Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern erfolgt bis einschließlich Jahrgang 8 mit Hilfe von Kompetenzrastern und ohne Ziffernzensuren. In den Jahrgängen 9 und 10 ersetzen Ziffernzeugnisse die Raster. Die Zeugnisse werden in allen Jahrgängen durch schriftliche verbale Beurteilungen und Entwicklungsgespräche mit Schülerinnen und Schülern und deren Eltern ergänzt. Alle Schülerinnen und Schüler schreiben zweimal jährlich eine Selbsteinschätzung, in der sie ihren eigenen Leistungsstand sowie ihr Arbeitsverhalten beschreiben und Ziele für die Weiterarbeit formulieren.

Am Ende des zehnten Jahrgangs können alle Abschlüsse erreicht werden: Berufsbildungsreife (Hauptschulabschluss), Fachoberschulreife (mittlerer Abschluss) und die Berechtigung zum Übergang in die gymnasiale Oberstufe. In der Oberstufe können der schulische Teil des Fachabiturs und das Abitur abgelegt werden. Weil wir eine staatliche Schule sind, sind alle Abschlüsse vollständig anerkannt.

Lehrkräfte

Die Lehrerinnen und Lehrer des Schulzentrums am Stern haben entweder schon eine Montessori-Ausbildung gemacht oder tun dies in den ersten Jahren, in denen sie an der Schule arbeiten. Es ist notwendig, sich intensiv mit der Pädagogik und der Umsetzung zu beschäftigen und auf Seiten der Pädagogen besteht eine sehr hohe Bereitschaft dazu. Neben der schulinternen Fortbildungsreihe zur Montessoripädagogik sind Konferenzen und Beratungen regelmäßig Orte, um das eigene Repertoire zu erweitern und sich mit seiner Lehrerpersönlichkeit auseinanderzusetzen.