Und jetzt wir. Rassismuskritische Lesung von Tupoka Ogette

Die Mensa ist voll am 14. Februar. Sehr voll. Die Tische wurden aus dem Weg geräumt. Jeder Stuhl ist besetzt, am Rand stehen Menschen oder sitzen auf den zur Seite geschobenen Tischen. Es ist still. Vorne auf der Bühne sitzen Susan und Lotte aus Jahrgang 11 und unser Gast Tupoka Ogette. Sie liest aus ihrem Buch „Und jetzt du.“. Es geht darin um Rassismuserfahrungen, die ihr Sohn bereits als kleines Kind auf dem Spielplatz machen muss. Um die immer wiederkehrende Frage „Woher kommst du?“. Darum, dass die Schwarze Autorin mehrerer rassismuskritischer Bücher bis heute feuchte Hände und einen Knoten im Bauch bekommt, wenn sie Schulen betritt. Sie erinnerten sie an die vielen Verletzungen und Traumata, die sie selbst im System Schule als Schwarzes Kind und als Mutter eines Schwarzen Kindes erleben musste.

Tupoka liest in der Mensa aus drei Kapiteln ihres Buches. Zwischendurch stellen ihr die beiden Moderatorinnen Fragen, von denen viele aus dem Publikum auf kleinen Zetteln nach vorne gegeben werden. Es sind schwere Fragen, die wir ihr stellen, sagt sie: Wie geht man mit rassistischen Äußerungen von alten Verwandten um? Gibt es für diese überhaupt noch Hoffnung? Dürfen weiße Menschen Dreads und Braids tragen? Wie ist es für sie, vor so vielen weißen Menschen aus ihrem Buch zu lesen? Tupoka stellt sich all diesen Fragen. Mit Ernsthaftigkeit, mit Humor und oft mit Antworten, die verschiedene Seiten beleuchten, die zeigen, dass es auf viele Fragen keine eindeutige, klare Antwort gibt.

Nach der Lesung muss Tupoka schnell weiter zum nächsten Termin. Es ist noch Zeit, für ein paar individuelle Fragen, für ein paar letzte Fotos, dann ist sie schon unterwegs zum Parkplatz. In ihrer Insta-Story kann man später lesen, wie es ihr bei uns ging: „Es gibt Snacks. Tolles Moderations-Duo. Super Fragen. The kids are alright.“

Das denken Schüler:innen zur Lesung von Tupoka Ogette:

„Ich fand die Lesung sehr beeindruckend und es hat mir nochmal gezeigt, wie präsent das Thema Rassismus immer noch ist und wie betroffene Menschen darunter leiden.“

„Ich fand die Lesung sehr spannend und das Buch hatte für mich, dadurch dass es von ihr vorgelesen wurde, noch mal eine ganz andere Wirkung. Die Lesung hat ein Gefühl von Verantwortung und Betroffenheit erzeugt.“

„Wir haben das erste Buch ,Exit Racism’ schon in der 10. Klasse gelesen und schon damals hat dieses Buch mich mitgenommen und mir in vielen Punkten die Augen geöffnet. Die Lesung des neuen Buches hat mir deswegen super gut gefallen. Ich habe mich danach mit einer Freundin darüber unterhalten und wir haben beide gesagt das wir ihr noch stundenlang hätten zuhören können.“

„Mit Tupoka sprechen zu dürfen hat sich richtig schön angefühlt. Ich hatte endlich jemanden gefunden, der alles, was ich fühle und erlebe, selbst seit der Kindheit hier in Deutschland erlebt und gefühlt hat. Sie ist eine ältere Version von mir. Ich nehme mit, als POC stark zu bleiben und mich nicht runtermachen zu lassen.“

„Die Stimmung war entspannt und locker, obwohl das Thema bedrückend und komplex ist. Außerdem war es schön, Tupoka Ogette in echt zu treffen, da es das Thema nahbarer macht.“

„Anfangs hatte ich nicht so Lust da hinzugehen, war dann aber sehr froh, dass ich da war, es war sehr interessant und informativ. :)“

von Tom Fischer

Und jetzt wir. Rassismuskritische Lesung von Tupoka Ogette